Vor 30 Jahren, genau am 23. Oktober 1989, begannen in der Bernburger Martinskirche die Friedensgebete. Pfarrer Dr. Lambrecht Kuhn erläuterte, dass von Montag zu Montag immer mehr Menschen daran teilnahmen. Tausende gingen nach diesen Gebeten allein in Bernburg auf die Straße. Ihr Mut bewirkte, dass dadurch die Wende eingeleitet wurde.

„Was bedeuten diese Ereignisse und Fragestellungen von damals für uns heute?“ Pfarrer Karl-Heinz Schmidt stellte sechs Christen vor, die in Abstand von zehn Jahren von 1949 bis 1999 geboren worden sind. Isolde Bode, Ines Hellmann, Nina Neuser, Annett Krätsch, Felix Meirich und Titus Saß haben alle ihre unterschiedlichsten Erfahrungen gesammelt.

So wurden freie Wahlen erreicht. Die ehemaligen DDR-Bürger können in die ganze Welt reisen. Das Leben ist selbstbestimmt. In den Kaufhallen gibt es alles, was man sich wünscht.

Man musste aber auch die Ärmel hochkrempeln, um das Neue zu meistern, so Isolde Bode. Annett Krätsch wies darauf hin, dass es aber auch Arbeitslosigkeit und Auswanderung in die alten Bundesländer gab. Sie findet es schön, dass viele wieder zurück in ihre Heimat kommen. Einen ganz anderen Einfluss hatte die Wende auf das Leben von Nina Neuser. Sie kam mit ihrem Mann aus den alten Bundesländern nach Bernburg, wobei ihre Kinder nun hier aufgewachsen sind.

Vor allem die jungen Menschen kennen die Wende nur noch von Berichten und genießen die Freiheiten, die es damals nicht gab.  

Karl-Heinz Schmidt lud die Gottesdienstbesucher ein, an vier „Runden Tischen“ Themen von damals zu diskutieren, die heute noch aktuell sind. So las Dr. Ursula Darnstaedt einen Brief von hiesigen Ärzten an den damaligen DDR-Gesundheitsminister vor. Nach der Wende wurden dann die gewünschten Verbesserungen erreicht, auf medizinischem Gebiet vor allem die Medikamentenvielfalt und die Entscheidungsfreiheit der Ärzte, welche Behandlungen notwendig sind.

Aber auch industrielle Umweltverschmutzungen der DDR konnten behoben werden. Die Bernburger bemerkten diese besonders an der Verunreinigung der Saale und die Verstaubung der Dächer. Fragen des Bildungswesens und der Freiheit wurden ebenfalls diskutiert.

Zum Abschluss stellten Besucher des Friedensgebetes Kerzen um das Symbol der Friedensbewegung „Schwerter zu Pflugscharen“. Pfarrer Karl-Heinz Schmidt erläuterte zum Abschluss, dass sich immer Dinge ändern. Sie können auch geändert werden. Grundsätzliche Themen, wie Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung müssen dabei aber immer eine große Rolle spielen.